Dochdoch, I could, sogar wenn ich nichts zu sagen hab, see:
Meinen in letzter Zeit erhöhten Bedarf an Produkten der Unterhaltungsindustrie zu eskapistischen Zwecken decke ich im Augenblick zwar primär mit Computerspielen und Dexter, aber ich habe einen zweitägigen Exkurs gemacht und mir
"House of Cards" angesehen.
Das ist ein vierteiliges BBC
political thriller television drama serial von 1990, und für mich hat es damit für mich folgende Bewandtnis:
Anfang der Neunziger Jahre, also mit 14 oder so, habe ich die Miniserie (nur die erste Staffel) gemeinsam mit meinem Vater im Fernsehen gesehen, und sie ist mir ziemlich deutlich in Erinnerung geblieben. Dann hab ich zwanzig Jahre lang nicht mehr daran gedacht, und kürzlich ist sie mir wieder eingefallen, und ich war fasziniert, wie schnell ich sie anhand der wenigen erinnerten Stichworte aus dem Plot ergooglen konnte. Also hab ich sie mir nochmal im Original (British English...mmmmh!) angesehen, weil sie mich damals durchaus beeindruckt hatte. Aus Gründen:
Erstens war Fernsehen für mich eh immer was Besonderes, weil bei uns selten und tendenziell stigmatisiert, wenn auch nicht dogmatisch. Aber genug, um den paar Sachen, die ich dann gesehen habe, Gewicht zu verleihen; oft sicher unverdienterweise.
Zweitens erinnere ich mich genau, daß die Serie, in der es um einen (fiktiven) Tory-Politiker geht, der hinter der Fassade eines perfekten Gentleman mit allen Mitteln von Intrige bis Mord seinen Weg bis an die Spitze der Regierung macht, für mich die erste Begegnung mit dem Konzept der Intrige, der absichtlichen, egoistischen Lüge war, insbesondere in Verbindung mit diesen unglaublich freundlich-zuvorkommenden Umgangsformen.
Ich kannte Lügen (ich bin leider selbst eine große Heuchlerin und Lügnerin), aber nicht zum aktiven Erreichen eigener Ziele, sondern aus Angst vor der Enttäuschung der anderen angesichts der Realität, und ich kannte fieses Benehmen (schließlich habe ich eine Schule besucht), aber dann immer gepaart mit Unfreundlichkeit.
Die Tatsache, daß nicht zwangsläufig alles in Ordnung ist, wenn Menschen
nett zueinander sind, hat mich damals tief beeindruckt, und ich hab sie glaubich bis heute noch nicht komplett verstanden.
Drittens hat Ian Richardson in dieser Rolle ein extremes Potential für einen meiner gefürchteten Dreitagescrushes (und diesen auch diesmal zuverlässig ausgelöst) - damals war ich in einem deutlich emotionaleren Alter und er hat viele Seiten meiner hormonbeduselten Teenagertagebücher gefüllt,
unter anderem weil, viertens, der Plot eine Affäre zwischen ihm und einer jungen Journalistin enthält, in der beide versuchen, einander gegenseitig auszunutzen. In meiner Erinnerung war die ganze Serie dadurch extrem erotisch aufgeladen; in dieser Art und Weise, die es ziemlich unentspannt macht, es mit den Eltern zusammen anzuschauen...
Ich erwartete jetzt also eine Menge drastischer Bettszenen und war überrascht zu sehen, daß es genau drei kurze Küßchen mit spitzen Lippen gibt und sie einmal hintereinander die Treppe zum Schlafzimmer emporschreiten. Und damit hat sichs, der Rest muß Teenager-Kopfkino gewesen sein... Phantasie ist was Tolles.
Der Rest des Plots hat meiner Erinnerung relativ gut standgehalten. Die zweite und dritte Staffel sind auch okay, wären aber wohl nicht unbedingt nötig gewesen.
Warum erzähl ich das alles? Keine Ahnung, ich bin einfach nur beeindruckt davon, wie das Internet es mir möglich macht, aus einer vagen Erinnerung an
so einen englischen Film mit so einem Politiker und so einer Journalistin von vor zwanzig Jahren einen IMDB-Eintrag zu finden und eine Möglichkeit, diese Jugenderinnerung einfach rasch noch mal anzuschauen und mit der Realität zu vergleichen, mich in das alte Wohnzimmer und das alte Sofa zurückzuversetzen und meine Grübeleien von damals hochzuholen und damit für ein paar Stunden die Grübeleien von heute zu verdrängen... Hat Spaß gemacht.