Ende Oktober, haben sie gesagt, ausnahmsweise...
... und siehe da, ich habe DIE STEUER FÜR 2011 FERTIG.
Meine und die von dem Mann.
Ich kriege wahrscheinlich 34 Euro zurück, wenn alles klappt.
Und zahle 2011 immer noch keine Einkommenssteuer; ich muß echt meine Preise erhöhen. Dafür zahlt der Mann 2011 signifikant Einkommenssteuer.
Wir hätten geheiratet haben sollen.
Ehen sind aus irgendeinem Gund ja förderungswürdig, wenn auch nur bei deutlicher Einkommensdifferenz . WTF?
Ich bin ja eine große Freundin von Steuern. Also das Konzept "Wir legen alle zusammen, jeder nach seinen Möglichkeiten, und leisten uns davon eine schicke Infrastruktur" sagt mir extrem zu.
Und theoretisch sogar auch von komplexem Steuerrecht, von Progression sowieso, aber auch von allen möglichen anderen Zusatzregelungen, mit denen man ein Finetuning versucht (...und in der Praxis ein wildes Durcheinander und eine Riesenmenge zusätzlicher Ungerechtigkeiten, versteckter Subventionen und unerwünschter Nebeneffekte erzeugt).
Aber ich hasse diesen Kampf mit den Rubriken der Formulare, die Zweifel, wenn etwas durchs Raster fällt und ich nicht weiß, wo es hingehört, und die zusätzliche Wut, wenn die verschiedenen Softwares mich daran hindern, es so einzutragen, wie es mir noch am wenigsten falsch vorkommt.
Wenn ich als selbständige Handwerkerin mit Gewerbebetrieb nebenbei 169 Euro als Komparsin verdient habe, ist das dann gewerblich? Freiberuflich? Nichtselbständig? Und die 41 Euro Bahnfahrtkarte, die ich gekauft habe, um das tun zu können, ist das dann Werbungskosten oder Weg zur Arbeit oder was? Auf was für ein verdammtes Buchungskonto muß die GEZ-Gebühr für mein Werkstattradio? Und warum krieg ich Umsatzsteuer zurück, obwohl sich gegenüber meinen Voranmeldungen keine Änderungen ergeben haben? Weil die immer 2 Monate versetzt abgebucht werden oder weil ich was falsch gemacht habe?
Ich will keine Beratung dazu, was vorteilhaft ist, und ich will erst recht keine Tricks. Ich möchte einfach nur hier sitzen.
Ich finde einfach nur, es ist der Job des Staates, der meine Steuern haben will bzw.. mich zur Eintreiberin seiner Umsatzsteuer macht, mir diese Kämpfe zu ersparen.
Mein Finanzamt sollte Arbeitsplätze schaffen, und zwar nicht nur in Form einer Riesenschar von Steuerprüfern (dafür!), sondern vor allem in Form von VIELEN GEDULDIGEN Mitarbeitern, wo ich hingehen kann und mein Einkommen erklären (aber verbal), unter Vorlage meiner Belege, und sie tragen das dann ein und übersetzen es in Formulare.
Jawoll.
Meine und die von dem Mann.
Ich kriege wahrscheinlich 34 Euro zurück, wenn alles klappt.
Und zahle 2011 immer noch keine Einkommenssteuer; ich muß echt meine Preise erhöhen. Dafür zahlt der Mann 2011 signifikant Einkommenssteuer.
Wir hätten geheiratet haben sollen.
Ehen sind aus irgendeinem Gund ja förderungswürdig, wenn auch nur bei deutlicher Einkommensdifferenz . WTF?
Ich bin ja eine große Freundin von Steuern. Also das Konzept "Wir legen alle zusammen, jeder nach seinen Möglichkeiten, und leisten uns davon eine schicke Infrastruktur" sagt mir extrem zu.
Und theoretisch sogar auch von komplexem Steuerrecht, von Progression sowieso, aber auch von allen möglichen anderen Zusatzregelungen, mit denen man ein Finetuning versucht (...und in der Praxis ein wildes Durcheinander und eine Riesenmenge zusätzlicher Ungerechtigkeiten, versteckter Subventionen und unerwünschter Nebeneffekte erzeugt).
Aber ich hasse diesen Kampf mit den Rubriken der Formulare, die Zweifel, wenn etwas durchs Raster fällt und ich nicht weiß, wo es hingehört, und die zusätzliche Wut, wenn die verschiedenen Softwares mich daran hindern, es so einzutragen, wie es mir noch am wenigsten falsch vorkommt.
Wenn ich als selbständige Handwerkerin mit Gewerbebetrieb nebenbei 169 Euro als Komparsin verdient habe, ist das dann gewerblich? Freiberuflich? Nichtselbständig? Und die 41 Euro Bahnfahrtkarte, die ich gekauft habe, um das tun zu können, ist das dann Werbungskosten oder Weg zur Arbeit oder was? Auf was für ein verdammtes Buchungskonto muß die GEZ-Gebühr für mein Werkstattradio? Und warum krieg ich Umsatzsteuer zurück, obwohl sich gegenüber meinen Voranmeldungen keine Änderungen ergeben haben? Weil die immer 2 Monate versetzt abgebucht werden oder weil ich was falsch gemacht habe?
Ich will keine Beratung dazu, was vorteilhaft ist, und ich will erst recht keine Tricks.
Ich finde einfach nur, es ist der Job des Staates, der meine Steuern haben will bzw.. mich zur Eintreiberin seiner Umsatzsteuer macht, mir diese Kämpfe zu ersparen.
Mein Finanzamt sollte Arbeitsplätze schaffen, und zwar nicht nur in Form einer Riesenschar von Steuerprüfern (dafür!), sondern vor allem in Form von VIELEN GEDULDIGEN Mitarbeitern, wo ich hingehen kann und mein Einkommen erklären (aber verbal), unter Vorlage meiner Belege, und sie tragen das dann ein und übersetzen es in Formulare.
Jawoll.
madove - 29. Okt, 22:26
"Ich bin ja eine große Freundin von Steuern. Also das Konzept "Wir legen alle zusammen, jeder nach seinen Möglichkeiten, und leisten uns davon eine schicke Infrastruktur" sagt mir extrem zu."
Und du findest wirklich nicht, dass das zwei völlig verschiedene Konzepte sind? Ich meine jetzt "Wir legen alle zusammen" und "Wir zwingen einige von uns, bestimmte Summen zu zahlen, die ein paar andere von uns festlegen, und wenn sie das nicht machen,nehmen wir es mit Gewalt und sperren sie ein" unterscheiden sich für mich ganz dramatisch und ganz grundlegend.
Und von dieser Idee, dass das Finanzamt Arbeitsplätze schaffen soll, kann ich jetzt die ganze Nacht nicht schlafen.
Trotzdem freue ich mich, dass du mal wieder was geschrieben hast. So sehr mag ich dich.
Ich verstehe Dein Problem mit dem Zwingen ja. Aber ich verstehe nicht, inwiefern die Abwesenheit von Regeln und auch gemeinsam nach Regeln finanzierter Infrastruktur automatisch weniger Zwang darstellt, insgesamt gerechnet. Wir haben irgendwelche Bedürfnisse, und wir MÜSSEN auf diesem Planeten, in diesem Land, in irgendeiner Kommune ZUSAMMENleben, und schränken unsere Freiheiten dabei sowieso gegenseitig ein. Wenn wir das anarchistisch/neoliberal machen, machen halt die Stärkeren und vor allem die Skrupelloseren die anderen platt. Ich seh einfach den Vorteil nicht, gegenüber der Idee "Wir bestimmen gemeinsam (~demokratisch), was wir für gerecht/zumutbar/wünschenwert halten".
Daß die Umsetzung (und auch die Struktur von zB Mehrheitsentscheidungen) extrem zu wünschen übrig läßt, brauchst Du einer Berufsdemonstrantin nicht zu sagen. Besserer, gerechterer, anderer Staat, dringend. Aber ich verstehe einfach den Reiz von WENIGER Staat nicht, weder praktisch noch moralisch. Übrigens unter anderem auch aufgrund der von Dir so wunderbar dargelegten Probleme mit dem Konzept und der Genese des Privateigentums, zB...
Wie hättest Du's denn gerne, wie stellst Du Dir die bessere Lösung denn vor?
Ich hoffe, Du kannst trotzdem schlafen ;-) und fühl mich geehrt.
Und ja (um noch mal auf das Thema Infrastruktur zurück zukommen), ich würde auch gerne jedem Einzelnen die Entscheidung überlassen, ob er Straßen, Autos, Kernkraftwerke, Solaranlagen, Windkraftwerke, Bahnschienen, physikalische Grundlagenforschung, gepanzerte S-Klasse-Fahrzeuge für Sigmar Gabriel, Flughäfen, die Flugbereitschaft für Anette Schavan, VW, Mercedes-Benz, den Staat Israel, die USA, den Krieg in Afghanistan und den in Syrien, den Spiegel und die Zeit, oder auch die Inhaftierung und Misshandlung von Leuten, die er gar nicht kennt, unterstützen will, oder lieber nicht.
Und ich würde ganz allgemein sehr gerne damit aufhören, Gewalt gegen Leute anzuwenden, die niemandem etwas zuleide tun, nur weil sie nicht so leben, wie wir das für richtig halten. Ich bin der Meinung, dass man nicht genau erklären muss, wie Baumwolle freiwillig geerntet werden soll, um gegen Sklaverei zu sein.
Ich denke, dass jede Maßnahme, die mit gewaltsamem Zwang durchgesetzt werden soll, detailliert begründet werden muss, und dass wir immer dann, wenn wir die Unvermeidlichkeit einer solchen Maßnahme nicht hieb- und stichfest darlegen können (Wie ich schrieb, bin ich ein großer Freund des schlichten Geeignet-erforderlich-verhältnismäßig-Schemas.), kein Recht haben, Gewalt gegen andere anzuwenden.
Ich sehe keinerlei vernünftigen Grund für die Annahme, dass der Bau von so offensichtlich nützlichen, um nicht zu sagen: unverzichtbaren Einrichtungen wie Straßen oder Schienen oder Kraftwerken nur möglich ist, wenn wir Leute mit Gewalt zwingen, sie zu finanzieren. Und wenn es tatsächlich nur mit Zwang möglich sein sollte, dann würde ich im Gegenzug wohl zu dem Schluss kommen, dass genug Leute im Gegensatz zu mir diese Einrichtungen für viel weniger nützlich und unverzichtbar halten als ich, und dass es womöglich nicht okay ist, sie trotzdem zu zwingen, diese Sachen für mich zu bezahlen, weil ich sie halt will, und sie aber nicht.
Hach. Das ist jetzt ein langer Text geworden. Ich schreibe mich bei sowas so schnell in Rage. Jetzt les ichs aber nicht noch mal durch und hoffe einfach, dass mir möglichst wenig peinliche Tippfehler unterlaufen sind und dass ich dich nrigends versehentlich beleidigt habe.
Zu dem ersten Block. Natürlich kann ich die Annahme nicht komplett belegen, weil es dazu imho keine Daten gibt. Sie erwächst aus meiner persönlichen Erfahrung, und dem, was ich für logisch halte. Ganz schlicht (und viel zu platt) hast du mir den Teppich eigentlich schon ausgerollt:
Du unterschätzt in meinen Augen ironischer Weise den Wert von Kooperation und Moral. Und du bleibst meines Erachtens auch (Das hatten wir allerdings schon.) eine Begründung schuldig, inwiefern eine demokratische Gesellschaftsordnung diese hoffnungslose Überlegenheit der Stärkeren und Skrupellosen ausgleichen soll.
Weil ich (im Gegensatz zu Deiner Annahme) glaube, daß die halbwegs moralischen und kooperativen Menschen in der deutlichen Mehrheit sind. Das ist zu platt, aber das triffts eigentlich.
Das Problem ist meines Erachtens, wenn ich 100 liebe kooperative Menschen habe, und einen, der kein Problem damit hat, unkooperativ zu sein, dann sind die ANDERN der Depp. Ob das jetzt ein Einbrecher ist, wegen dem alle ihre Türen abschließen müssen, oder ein Betrüger, wegen dem man bei allen Grschäften erstmal mißtrauisch werden muß, oder der EINE Typ in einer gut funktionierenden WG, der nicht spült und wegen dem alle anderen mehr spülen müssen.
KEINE Regeln sind (aller meiner Erfahrung im Kleinen und im Großen nach) äquivalent zu einer Steuer auf Moral und Kooperativität. Und vielleicht noch auf Dummheit, das wäre der einzige Vorteil.
Es sei denn, die moralischen und kooperativen schließen sich zusammen und verhindern das (so gut es geht).
Und ich finde andererseits, daß er mich so gut es geht, vor gewaltsamen Übergriffen anderer schützen soll. Soweit sollten wir uns halbwegs einig sein.
Der interessante Punkt ist ja der wirtschaftliche, also "Verträge schließen", und der klingt ja bei Dir auch total logisch. Aber, und da warn wir auch schonmal, er trägt halt meines Erachtens NICHT der Tatsache Rechnung, daß es vorhandene Strukturen gibt, die in "unmoralischer" Weise dafür sorgen, daß Vertragspartner nicht gleichwertig sind. Und die das strukturell ausnutzen. Also da ist ein Unterschied, ob ich meinem Nachbarn, der halt nicht so helle ist, einmal auf dem Flohmarkt zwei Euro zuviel abknöpfe, oder ob ich strukturelle Armut ausnutze, um billige Arbeitskräfte zu haben.
Dir kommt der Vergleich mit "Sklaverei" bei Steuern und Staatsgewalt in den Sinn, mir eben eher, wenn ich an völlig freiwillige, vielleicht sogar enthusiastische Zustimmung zu zB miserablen Arbeitsverhältnissen denke, die mangels Alternative "freiwillig" angenommen werden. Wenn Strukturen sich durch Macht- und Marktgefälle ausbilden, statt direkt von Politik erzwungen zu werden, macht das den Zwang durch sie doch nicht weniger real.