Guilty Pleasures
Zu den kleinen Dingen, die ich an mir selber am wenigsten verstehe, gehört meine Begeisterung für Slash Fanfiction (Neil beschreibt das Phänomen ganz gut). Das ist keine aktive, gezielte Begeisterung, eher im Gegenteil - etwas, das mir passiert, öfter mal, meist aus einem Dreitagescrush heraus, manchmal löst es ihn auch erst aus.
Also ich wüßte überhaupt nicht, was mich daran interessieren sollte, seitenlange, qualitativ manchmal wechselhafte, aber dafür oft extrem ...detaillierte Beschreibungen von homoerotischen Begegnungen zwischen dafür nicht vorgesehenen männlichen Charakteren irgendwelcher Serien oder Filme zu lesen und mich dadurch emotional komplett aufwühlen zu lassen. Wohlgemerkt emotional, es geht (zumindest mir) dabei weniger um die Funktion, die Internetpornos sonst so erfüllen...
Aber noch mehr, als daß ich einen Hau habe (daran hab ich mich inzwischen gewöhnt), wundert mich eigentlich, daß das ein Phänomen zu sein scheint. Also daß es wirklich viele Frauen gibt, und ich entnehme den einschlägigen Kommentaren, daß es überwiegend Frauen, aber aller Altersklassen, Nationalitäten und Bildungsschichten sind, die sich Nächte damit um die Ohren hauen, sich schwule Romanzen zwischen Spock und Kirk, Picard und Data, Harry und Draco oder Holmes und Watson auszudenken, und diese liebevollst in Worte, Zeichnungen oder Videos zu fassen.
Ich bin da nur passiv als Konsumentin zugegen, aber irgendwann muß ich die anderen Frauen mal fragen, ob sie sich eigentlich genauso absurd und bescheuert dabei vorkommen, oder ob sie für sich eine Erklärung gefunden haben, was das für ein Bedürfnis oder für eine Sehnsucht ist, die sich so manifestiert. Ich steh jedenfalls immer kopfschüttelnd neben mir und warte fast ungeduldig, bis es wieder vorbei ist.
Also ich wüßte überhaupt nicht, was mich daran interessieren sollte, seitenlange, qualitativ manchmal wechselhafte, aber dafür oft extrem ...detaillierte Beschreibungen von homoerotischen Begegnungen zwischen dafür nicht vorgesehenen männlichen Charakteren irgendwelcher Serien oder Filme zu lesen und mich dadurch emotional komplett aufwühlen zu lassen. Wohlgemerkt emotional, es geht (zumindest mir) dabei weniger um die Funktion, die Internetpornos sonst so erfüllen...
Aber noch mehr, als daß ich einen Hau habe (daran hab ich mich inzwischen gewöhnt), wundert mich eigentlich, daß das ein Phänomen zu sein scheint. Also daß es wirklich viele Frauen gibt, und ich entnehme den einschlägigen Kommentaren, daß es überwiegend Frauen, aber aller Altersklassen, Nationalitäten und Bildungsschichten sind, die sich Nächte damit um die Ohren hauen, sich schwule Romanzen zwischen Spock und Kirk, Picard und Data, Harry und Draco oder Holmes und Watson auszudenken, und diese liebevollst in Worte, Zeichnungen oder Videos zu fassen.
Ich bin da nur passiv als Konsumentin zugegen, aber irgendwann muß ich die anderen Frauen mal fragen, ob sie sich eigentlich genauso absurd und bescheuert dabei vorkommen, oder ob sie für sich eine Erklärung gefunden haben, was das für ein Bedürfnis oder für eine Sehnsucht ist, die sich so manifestiert. Ich steh jedenfalls immer kopfschüttelnd neben mir und warte fast ungeduldig, bis es wieder vorbei ist.
madove - 26. Mai, 16:49
Hier kann ich zwar deine sonderbare Neigung nicht direkt nachempfinden, aber ...
Nein, dieser Satz kann kein gutes Ende nehmen.
Okay, ich neige zum Oversharen, ich gebs zu. Aber manchmal führt das zu interessanten Gesprächen. Oder es hilft mir beim Denken. Oder es entsteht ein schreckliches, peinliches Schweigen. Ach egal.
Danke, dann bin ich beruhigt...
Zu deinem Beitrag: Diese Art Fanfic-Romanzen wäre für mich wirklich gar nichts. Ich glaube, die würden bestenfalls den letzten Rest nostalgischen Respekts zerstören, den ich vor den Star-Trek-Charakteren noch habe. So gesehen wäre es vielleicht ein durchaus nützlicher Prozess, aber das ist mir den Schmerz nicht wert.
Ein vergleichbares Epos über Tasha Yar und T'Pol wäre für mich unter Umständen interessanter, aber aus anderen Gründen, und darum geht es hier ja nun explizit nicht. *sehr bemühtes, verzweifeltes Grinsen, gefolgt von einem Blick nach unten und plötzlichem Themenwechsel*
So, Schweden hat jetzt also gewonnen. Hätte ich echt nicht mitgerechnet. Und achter Platz für Deutschland, kann man doch nicht meckern.
Oder?
Ansonsten: Seltsamerweise wirkt es sich nie auf meinen Respekt vor den Akteuren aus - es ist aber WICHTIG, daß es außerhalb der "echten" Handlung, in der Fanfic bleibt... Ich steh ja besonders auf diese etwas gefühlsamputierten Charaktere (SpockDataSheldonHolmes) und finde es irgendwie unerklärlich zauberhaft, mir vorzustellen (oder Fics zu lesen), wie das aufbrechen könnte. Ich fürchte, wenn das in der echten Handlung mal passieren würde, wäre der Charakter danach für mich kaputt. (So ein bißchen wie Dexter, wenn er seine Kinder liebt. Gähn.) Aber Fanfic ist ja nur Traum.
Was mir halt wirklich nicht einleuchtet, ist, warum es dann zwei Männer sein müssen (und zwar offensichtlich nicht nur für mich, die Slash-Autorinnen sind sich da weitestgehend einig) und was daran so toll ist. Also für mich jetzt. Wäre es nicht logischer, mir ein Setting zu wünschen, in das ich MICH mit reindenken kann, statt eines, das mich explizit ausschließt? Kannst Du Dir das erklären, Dein Beispiel waren ja auch zwei Frauen? Und es gibt ja zB Abermillionen "lesbischer" Filmchen für den heteromännlichen Zuschauer? Oder ist das einfach nur "Ich gucke gerne Frauen an, und zwei sind besser als eine"? Ich sprenge glaubich grade den Rahmen dieses Gesprächs. Schönes Wetter heute. Danke für Ihren Besuch, beehren Sie uns bald wieder.
Sexuell - und ich sage das rein auf geschmacklicher Basis, von mir aus kann jeder mit jedem machen, was er will, solange alle Beteiligten einverstanden sind - ist ein Mann für mich einfach vollständig abturnend. Ich begreife auch nicht, was heterosexuelle Männer daran finden könnten, anderen Männern beim Sex zuzusehen, aber so ist das nun mal bei Geschmackssachen.
Das sind ja zwei verschiedene Dinge. Insofern ist mein Standpunkt schwer mit deinem zu vergleichen. Du findest die Zwei-Männer-Konstellation ja gerade nicht sexuell interessant, sondern wirklich vom romantischen Standpunkt, wenn ich dich richtig verstehe. Vielleicht, weil der Nimbus des Verbotenen drüberhängt und es deshalb interessanter wirkt als jede andere Form von Romanze? (Nach meiner Wahrnehmung wird ja auch weibliche Homosexualität wesentlich weniger stigmatisiert als männliche.)
Ich glaube, es fällt mir auch sehr schwer, zwischen Fanfic- und Haupthandlungscharakteren zu trennen. Für mich ist es ja auch Voyager gelungen, Next Generation rückwirkend zu zerstören (indem sie die beiden interessantesten Ideen der Serie, die Q und die Borg, vergewaltigt und dann angezündet haben, um anschließend ... Naja, du weißt wahrscheinlich, worauf ich hinaus will. Voyager ist schlimmer als Hitler.), der letzte Band der Fey-Serie hat mir unerkärlicherweise die (wirklich große ) Freude an den vorangegangenen Ereignissen so gut wie vollständig verdorben, und wenn ich Star Wars jemals geschätzt hätte, hätte das mit den neuen Episoden gewiss auch ein jähes Ende gefunden.
Der langen Rede kurzer Sinn: Ich befürchte, ich kann deine Freude an den Fanfics nur auf einer sehr, sehr abstrakten Ebene nachvollziehen, nämlich insoweit, als ich auch manchmal morbides Interesse an Dingen finde, die eigentlich unter keinem denkbaren Gesichtspunkt schön sind. Ich habe zum Beispiel zu machen Game-One-Blogposts alle Kommentare gelesen.
Ich fände es zwar explizit abturnend, mit einer Frau irgendwas machen zu müssen (oder mir das vorzustellen), brauche aber, wenn es rein um sexuelle Darstellungen geht, eine Identifikationsfigur, sprich (genau) eine Frau, sonst weiß ich sozusagen nicht, wohin mit mir in dem Szenario. (Das ist auch mein Hauptproblem mit dem Genre: Die anwesenden Frauen verlangen mir im Allgemeinen sehr viel Abstraktionsvermögen ab, um als Identifikationsfigur durchzugehen, und dann wird das alles so ...mühsam).
Schwule Pornos bringen mir deshalb auch überhaupt nichts, aber schwule Romanzen sind in der Tat was anderes. Ich glaube, es ist irgendwie tatsächlich der Kontrast zwischen der kühlen Sachlichkeit von männlichen Heldengestalten und dem imaginierten kompletten Zusammenbruch davon. Und daß mann sich im Vorbeigehen mal in eine Frau verguckt und dann weiterreitet in den Sonnenuntergang, ist noch zu normal, um mich zu überzeugen, aber sich entgegen aller Heldenklischees die Liebe zu einem Mann einzugestehen (was ja komischerweise dann auch als unmännlich gilt), macht die jeweiligen Helden einfach plötzlich SO sensibel und gefühlsbetont, daß das irgendwie extrem reizvoll ist.
Dazu kommt, daß ich die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe eh nicht gut kann, und daß (innige) Männerfreundschaften was sind, worauf ich immer neidisch war und was ich trotz aller Bemühungen einfach nicht haben KANN. Naheliegenderweise.
Hm, ein Hau ist es schon, aber vielleicht tatsächlich nicht viel schlimmer als Game-One-Kommentare...? Jedenfalls danke für den lieben Versuch, mich mich
weniger beklopptweniger allein in meiner morbiden Beklopptheit fühlen zu lassen. ;-)Man sagt ja küchenpsychologisch üblicherweise, dass Männer eher voyeuristisch funktionieren. Vielleicht ist das das gleiche System.
Zur kühlen Sachlichkeit kann ich sagen, dass das auch für mich Sinn ergibt. Für mich ist die nämlich meistens das, was mir an Heldengestalten zusagt, und der Zusammenbruch ist dann für mich was eher Unerfreuliches. (Aus meiner Perspektive ist Dickens' Weihnachtsgeschichte ... Aber das führt doch schon wieder zu weit weg.)
Die Grenze zwischen Freundschaft und Liebe halte ich in vieler Hinsicht für künstlich. Wir haben da diese eigenartige Konvention, dass Sex nur erlaubt ist mit Leuten, mit denen ich auch den Rest meines Lebens verbringen will, und dass ich umgekehrt mit Leuten (des richtigen Geschlechts), mit denen ich mein Leben verbringen will, auch Sex haben wollen sollte. Oder so. Ich habe den Eindruck, dass es Leute gibt, bei denen diese beiden Dinge stark auseinanderfallen, was vor allem deshalb problematisch ist, weil die Gesellschaft das für problematisch hält.
Und ich darf dir ohne je eine Slash-Fiction gelesen zu haben versichern: Nichts ist schlimmer als Game-One-Kommentare. Nicht mal Voyager.
Mit der kühlen Sachlichkeit ist das so eine Sache... die finde ich irritierenderweise eben auch sehr reizvoll, und sie zeichnet die meisten Charaktere (oft auch im RL) aus, die mich begeistern, insbesondere, wenn es nicht machohaft-cool sondern distanziert-naturwissenschaftlich-sachlich ist. Aber sie hat dazu noch diesen entsetzlich provozierenden Aspekt, daß ich dahinterkommen oder da durchdringen will und irgendwelche Gefühlsäußerungen herauskitzeln.
In der Praxis hab ich damit eher schlechte Erfahrungen gemacht, das hat sowas von "Die Geister, die ich rief"... vielleicht ist es auch deshalb einfacher mit nur Männern, weil es mich nicht so sehr an meine Realität erinnert, wenn keine Frau drin vorkommt. Es ist einfach das Lauern auf den Moment, wo der Schutzschild fällt und man jemanden erstmalig in seiner Verletzlichkeit sieht (bzw. imaginiert), das ist irgendwie was sehr Ergreifendes, Intimes. Die Dualität aus offizieller Story und Slash hat den Vorteil, daß die Person trotzdem unbeschädigt erhalten bleibt und man gelegentlich (und immer wieder neu) diesen Moment genießen kann und dann weiterreiten, in den Sonnenuntergang, oder so ähnlich.
Hm, ganz so fies wollte ich eigentlich nicht rüberkommen, aber irgendwie so funktioniert es, glaubich....
Es gibt nichts zu sehen, bitte schreiben Sie weiter.
Ich weiß, was Du meinst.
Aber das deckt sich eigentlich nur teilweise mit meiner Wahrnehmung.
Es hängt wahrscheinlich auch ein bißchen mit der Clientèle der jeweiligen Ausgangspublikation zusammen: Die wenigen Sachen, die ich zB zu Harry Potter gelesen habe, waren überwiegend handwerklich grauenvoll. Aber zB zuletzt zu Sherlock (BBC) hab ich ein paar sprachlich wirklich schöne und auch sonst sehr gelungene Fics gelesen (zwischen einer Menge Schrott, versteht sich).
heißen gleichgeschlechtlichen Sexverschiedene Ausprägungen von Literatur sowie ihre Deutung und kulturellen Implikationen diskutieren möchtest.beidesvorkommen...