Dienstag, 11. Januar 2011

Wahrnehmungsverschiebung

Heute kam das Gespräch mit einem befreundeten Antiquar auf das Buch "Zeig mal!", das ich auch zuhause habe.
Es ist ein Aufklärungs-Fotobuch von 1974 für und mit Kindern, das aus sehr großformatigen, schönen Schwarz-Weiß-Fotos und kurzen, dialogartigen Texten, meist Kommentaren der Kinder zu dem, was sie über Sex und Liebe wissen und denken, besteht.

Ich habe es als Grundschulkind und Teenager gerne angeschaut; es vermittelte mir einen ruhigen, entspannten, fröhlichen, liebevollen Umgang mit dem Körper, die Bilder sind sehr ästhetisch und natürlich gibt es, was meiner Neugier entgegen kam, auch einige sehr klare Nahaufnahmen sowohl von den Kindern als auch von Erwachsenen beiderlei Geschlechts.
Auch in einem Alter, in dem ich schon über den Anblick einer Banane hysterisch gekichert habe, habe ich es nicht als obszön empfunden, sondern einfach nur als Beschreibung von etwas Natürlichem, Schönem.

Ich habe sicher 15 Jahre nicht mehr daran gedacht und war völlig überrascht, von besagtem Antiquar (und, nachforschend, wikipedia) zu erfahren, daß das Buch heute schwer zu bekommen ist, weil es in den Verdacht der Nähe zur Kinderpornographie gerückt wurde und es mehrere (gescheiterte) Indizierungsanträge gab, in einigen US-Bundesstaaten ist der Besitz strafbar und so weiter.

Und ich steh wieder mal zweifelnd und kopfschüttelnd da und denke: Irgendwas stimmt einfach nicht.
Bei aller Abscheu vor Kindesmißbrauch und Leuten, die sich an daran aufgeilen, und obwohl mir klar ist, daß die Grenzen zwischen körperlichen Zärtlichkeiten und Mißbrauch fließend und deshalb heikel sein können zwischen Erwachsenen und Kindern, find ich es einfach traurig, daß wir uns als Gesellschaft von dieser seltsamen Hysterie so etwas Schönes wie dieses Buch so verschwurbeln lassen.
Und verstehe nicht, wie eine solche Darstellung einer selbstbestimmten, fröhlichen Entdeckungsreise auch nur die geringsten Zweifel an der Legalität auslösen kann, während z.B. irgendwelche Vergewaltigungsdarstellungen in Pornos völlig unproblematisch sind, solang nur alle Beteiligten 18 sind.

Nachtrag:
Weiter darüber nachgooglend habe ich einen schönen Artikel [pdf] darüber gefunden. Da sind auch ein paar von den Bildern drin. Ich hoffe, mein blog wird jetzt nicht wegen Links auf kinderpornographische Inhalte gesperrt. *kopfschüttel*

Mittwoch, 5. Januar 2011

Gegensatzpaare

Also.

Das ist die Frau Lötzsch.
Die hat das K-Wort gesagt.
Deshalb müssen jetzt alle ganz laut schreien,
auch die Freunde von der Frau Lötzsch.
Weil das K-Wort ist nämlich böse.
Weil wir haben ja eine Demokratie,
und für die ist das K-Wort ganz gefährlich.
Aber stimmt das denn?
Wir haben das mal für Euch nachgeschaut:

Demokratie ist ein Wort, das beschreibt, von wem in einem Land Entscheidungen getroffen werden. In der Demokratie ist das das Volk, also alle. Zumindest ist das so gedacht. Das ist dann gar nicht so einfach zu organisieren.
Man kann das auch anders machen, zum Beispiel als Diktatur, da bestimmt dann ein Diktator (oder mehrere). Theoretisch könnte der natürlich auch Sachen bestimmen, die für alle gut sind, das ist aber bisher selten vorgekommen. Oft sind in Diktaturen auch ganz schreckliche Sachen passiert.

Wir haben also ein Gegensatzpaar: Demokratie -- Diktatur zur Frage: Wer bestimmt?

Dann gibt es das K-Wort. Ich schreib es hier mal, aber Ihr dürft es nicht weitersagen: Es heißt Kommunismus, und meint, daß die ganzen wichtigen Sachen, auch Fabriken und so, allen gehören. Das ist übrigens auch nicht so einfach zu organisieren.
Und dann gibt es zum Beispiel Kapitalismus, da hat jeder sein eigenes Zeug und versucht, mit den Mitteln die er hat, soviel wie möglich zu kriegen, und wer am Ende am meisten hat, der hat gewonnen. Und die anderen haben Pech gehabt.

Wir haben also ein anderes Gegensatzpaar: Kommunismus -- Kapitalismus
zur Frage: Wem gehören die wichtigen Sachen?

Komisch ist jetzt, daß alle schreiben, Leute, die das K-Wort vielverprechend finden, wären eine Gefahr für die Demokratie. Vielleicht, weil es mit dem K-Wort bisher öfter eine Art Diktaturen gab.
Aber vielleicht können die sich nur keine Welt vorstellen, in denen Sachen, die für alle wichtig sind, auch allen gehören, und in der dann alle gemeinsam darüber bestimmen.

Seltsam.
Ich kann das.

Sonntag, 2. Januar 2011

Half Jack

Ich poste ungern Musikvideos, weil ich sie in anderen Blogs fast nie anschaue.

Aber ich habe gerade dieses wiedergefunden, und da der Song und die Frau seit erstaunlich vielen Jahren dauerhaft zu meinen liebsten gehören, und das Video für einen youtube-Livemitschnitt wirklich gut ist, und zufällig auch noch von einem Konzert, auf dem ich WAR, und mit einem grandiosen Intro (die erste Hälfte)..., also deshalb jedenfalls will ich niemandem die Chance vorenthalten, einen kleinen aber signifikanten Teil meines Musikgeschmacks kennenzulernen.



Wer das Lied in etwas saubererer Qualität und der Original-DresdenDolls-Album-Version hören möchte, für den habe ich im Moment nur das gefunden. (Wenn man das Fenster beim Hören in den Hintergrund stellt, wird man auch nicht durch die Harry-Potter-Illustrationen von der Musik abgelenkt (wtf?))

half jack
for my father (d.h. amandas, nicht meiner)

half underwater
i'm half my mother's daughter
a fraction's left up to dispute
the whole collection
half off the price they're asking
in the halfway house of ill repute

half accidental
half pain full instrumental
i have a lot to think about
you think they're joking?
you have to go provoke him...
i guess it's high time you found out

it's half biology and half corrective surgery gone wrong
you'll notice something funny if you hang around here for too
long ago in some black hole before they had these pills to take it back
i'm half jill
and half jack

two halves are equal
a cross between two evils
it's not an enviable lot
but if you listen
you'll learn to hear the difference
between the halfs and the half nots

and when i let him in i feel my stitches getting sicker
i try to wash him out but like she said:the blood is thicker
i see my mother in my face
but only when i travel
i run as fast as i can run
but
jack comes tumbling after....

and when i'm brave enough and find a clever way to kick him out
and i'm so high not even you and all your love could bring me down
on 83rd he never found the magic words to change this fact:
i'm half jill
and half jack

i'm halfway home now
half hoping
for a showdown
cause i'm not big enough to house this crowd
it might destroy me
but i'd sacrifice my body
if it meant i'd get the jack part OUT

see

jack

run

...

Samstag, 1. Januar 2011

Ein gutes neues Jahr

...wird das werden, habe ich beschlossen.
Und wünsch das auch den zahlreichen ;-) Lesern meines Blögchens.

2010 war für mich auch schon ein gutes Jahr, mit eher wenig äußerlicher, aber viel innerlicher Bewegung; der Punkt, an dem ich das Leben wieder soweit am "Funktionieren" habe, daß ich nicht mehr den Eindruck habe, das reine Verhindern von Katastrophen nimmt meine gesamte Energie in Beschlag. Sondern manchmal funktioniert es ein paar Minuten von alleine, und in der Zeit und mit der freigewordenen Kraft kann ich Neues lernen und vor allem versuchen, herauszufinden, in welche Richtung ich will.

Die letzten Jahre haben mich oft erinnert an eine Szene aus meiner Kindheit:

Ich durfte auf dem Jahrmarkt mit etwas fahren, wo man in einem eigenen kleinen Auto saß und eine gewundene Straße entlang durch einen wunderbaren(?) Park mit darin aufgebauten Märchenszenen fuhr. Das Auto fuhr relativ schnell, hatte keine Bremse und die Straße war sehr kurvig. Und ich war sehr klein.
Ich habe also die ganze Fahrt mit irrer Konzentration dieses Auto gelenkt. In der großen Angst, irgendwo dagegenzufahren. Es war ein bißchen spannend, aber vor allem schrecklich. Und ich habe NICHTS von den Märchenszenen gesehen, weil ich voll auf das Verhindern eines schrecklichen Unfalls konzentriert war.
Nachdem ich heil, total erschöpft und ein kleines bißchen stolz am Ende angekommen und ausgestiegen war, haben mir meine Eltern erklärt, daß das Auto an einer Art Schiene in der Mitte der Straße festgemacht war und völlig automatisch von alleine fährt. Wie gesagt, ich war SEHR klein.
Ich habe mir sehr gewünscht, nochmal fahren zu dürfen, um mit diesem Wissen in Ruhe den Märchenpark anzuschauen, aber es war keine Zeit mehr.


Irgendwann im Laufe des letzten Jahres habe ich angefangen zu kapieren, daß ganz viele Sachen auch von alleine fahren. Und daß keine schrecklichen Unfälle passieren, wenn ich nicht die ganze Zeit wie blöd lenke. Und ich habe auch ein bißchen besser lenken gelernt, für die Situationen, wo's nötig ist.

Und freue mich jetzt enorm drauf, auf der weiteren Fahrt auch den Märchenpark anzugucken.
Das ist so mein Gefühl für 2011.
Ich bin gespannt.

Freitag, 31. Dezember 2010

Sorry, falsche Zielgruppe.

Ich nehme mir schon lange vor, nicht mehr bei Sp*gel Onl*ne mitzulesen, weil ich mich nur ständig ärgere.
Aber dann denke ich wieder, ich muß doch zumindest eine Idee davon haben, mit welcher Weltsicht die Mehrheit meiner Freunde und Bekannten den Tag beginnt, sonst kann ich mich mit ihnen ja überhaupt nicht mehr verständigen; also ist es noch in meinem morgendlichen "Zeitunglesen"-Programm.
Aber ich werds einfach nicht mehr machen. Wenn ich sowas sehe:



kommt mir das kalte Grausen ob dieser ungebremsten Wachstum-und-mehr-geile-Autos-Ästhetik. Wirklich, mir war ein paar Stunden echt schlecht.
Ich wills nicht hysterisch übertreiben, aber deswegen will ich keine Kinder. Wenn DAS die Hoffnung ist.

Ich antworte mit einem Bild von der letzten S21-Demo (sorry, Handykamera):

Dienstag, 28. Dezember 2010

Wußten Sie schon...?

...daß Klebestift, wenn man ihn zwei Jahre nicht benutzt, eine knetbare Konsistenz annimmt, die so ähnlich ist wie Kaugummi, vielleicht ein bißchen härter, aber deutlich WENIGER klebrig(!). Die Masse trocknet nur sehr langsam aus (hat sich heute den Tag über nicht verändert), läßt sich bei leichter Elastizität prima formen, hauchdünn zu einer Art folie ausziehen, wie richtig gelungener Strudelteig, oder zu einer gleichmäßigen, über 60 cm langen Schnur/Wurst rollern? Außerdem hab ich eine Maus, eine Schnecke, mehrere Männchen, Kugeln und Häuser geformt und dann wieder zusammengeknetet.

Äh.
Ich glaube, ich hatte diese Ferien wirklich nötig.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Räumpflicht

Nach längerem Gezerfe gebe ich dem Mann nach, der mir vorgeschlagen hat, meine Werkstatt-Vermieterin anzurufen, um zu fragen, wie die Schneesituation vor der Werkstatt ist und ob ich überhaupt kommen und schippen muß.
Sie sagt freundlich: Gut, daß ich anrufe; es gehe bestimmt auch so, man könne halbwegs laufen und ich könne mir das Räumen sparen.

Was ich mich jetzt frage (nachdem der Mann mich gefragt hat):
Warum erscheint es mir komplett unzumutbar, sie anzurufen (obwohl sie mir das schon öfter angeboten hat und erwiesenermaßen sehr nett ist), und deutlich "einfacher", mich stundenlang mit nicht fahrenden öffentlichen Verkehrsmitteln und knietiefem Schnee auseinanderzusetzen, dann dort erfolglos ein bißchen auf dem Gehweg rumzukratzen und wieder heimzukriechen?
So unzumutbar, daß ich eine halbe Stunde lang mit dem Mann streite, um ihn davon zu überzeugen, daß ich sie auf keinen Fall anrufen und stören kann?

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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