Dienstag, 8. Februar 2011

Was bin ich?

Im Rahmen meiner guten Vorsätze, mich allmählich neu einzukleiden mit Sachen, die MIR WIRKLICH gefallen, und mich davon nicht abbringen zu lassen durch Spielverderber wie Vernunft, Eleganz, Schüchternheit, Geiz o.ä., habe ich meine neuen Lieblingsschuhe erjagt:

El Naturalista Stiefeletten El Naturalista Stiefeleletten.

Aus Tribut an Vernunft und Geiz immerhin gebraucht und deshalb sehr günstig.
Öko und bequem. Und halt Schuhe, wie ich sie mir immer gewünscht hätte.

Dank auch der geliebten Schwester, die mich auf die Idee gebracht hat.

Jedenfalls ergab sich damit folgender Dialog:

madove: "Guckmal, ich habe mir Schuhe gejagt. Ich glaub nicht, daß sie Dein Stil sind, aber ich dachte, ich stelle sie Dir trotzdem vor. Wie findst Du?"
mann (guckt. Pokerface. Längere Pause. Vorsichtig:) "Muß ich jetzt sagen, daß ich die schön finde?"
madove: "Nein, Du weißt doch, ich bin keine Frau, die so alberne Spie...
mann (unterbricht lachend): "Ja, eben, das sieht man, keine Frau..."
madove: "Das war ja auch nicht explizit das Ziel. Aber was bin ich denn dann, Deiner Ansicht nach? Ich seh doch nicht aus wie ein Mann?!"
mann (guckt lange, nachdenklich): "Sowas wie ein überdimensionierter Hobbit?"

Was mich irritiert, ist, daß mich das nicht irritiert. Eher im Gegenteil.

Wie nett!

Vorsichtige eMail-Anfrage bei einem Materialhersteller, ob es ein bestimmtes Produkt in einer bestimmten, komplizierten Farbe gibt. Ich habe extra darauf hingewiesen, daß ich nur wenig davon brauche und also kein großer Auftrag lockt.
Heute erhalte ich ein Päckchen.
Darin ist eine ausführliche, eindeutig persönliche Antwort auf meine Anfrage und in sechs verschiedenen Farben "Muster" in einer Menge, die für meine Verwendung jeweils ca. 2 Jahre reicht. Sodaß ich jetzt gar nichts bestellen werde.

Ich habe also wenigstens dort angerufen, um mich zu bedanken und zu fragen, wie ich ihnen etwas in die Kaffeekasse überweisen kann. Was natürlich nicht geht, und eine Rechnung wollten sie mir nicht stellen. Also nur Dank.
Besonders gefreut hat mich die Begründung der Mitarbeiterin: Sie freuen sich, die "Kleinen im Handwerk" unterstützen zu können. Jetzt sitz ich weder hier und habe das Gefühl, wir haben uns alle lieb.

Freitag, 4. Februar 2011

Hüte.

Menschen sind so verschieden.

Woher zum Beispiel soll ein Verkäufer wissen, ob er im Laden stöbernde Kunden helfend ansprechen soll (was bei Menschen wie mir zu einem sofortigen Fluchtreflex mit Konsumverweigerung führt - wenn ich was wissen muß, frage ich, danke.) oder passiv bleiben (was z.B. eine ältere Kollegin von mir dazu bringt, sich über einen Mangel an Service und menschlicher Wärme zu beklagen).

Da fände ich es extrem praktisch, wenn z.B. neben der Eingangstür des Geschäfts zwei große Stapel alberner spitzer Hüte in rot und grün stünden, und wenn man beraten werden will, setzt man sich einen grünen auf, wenn man in Ruhe gelassen werden will, einen roten. Tolle Idee, oder?

Mir fallen noch viele weitere Anwendungen ein:

Unter meinen Kunden gibt es solche, die man glücklich macht, indem man ihnen das Musterbuch mit den 27 Farben zeigt - sie suchen sich dann sofort die Richtige aus -, und andere, die die Auswahl komplett erschlägt und denen man einfach sagen muß "Das würd ich in rot machen, okay?"
Blaue Hüte = Ich kann Entscheidungen, gelbe Hüte = Ich nicht.

Oder Menschen, denen man sagen muß: "Das ist wichtig, jetzt kommts drauf an!", damit sie sich richtig anstrengen und ein tolles Ergebnis liefern, im Gegensatz zu Menschen wie mir, die normalerweise schon zu Perfektionismus neigen, aber wenn man noch ein bißchen Druck draufsetzt, in Panik geraten, alles runterwerfen, sich einsauen und im Vorbeigehen den dritten Weltkrieg provozieren.
Lila Hüte, orange Hüte...?

Oder Menschen wie mich, die im Zug sitzen und sich ein Buch vors Gesicht halten, weil sie lesen möchten, entgegen der weitverbreiteten Annahme, daß ich mir ein Buch vors Gesicht halte, weil ich mich wirklich gerne übers Wetter unterhalten möchte. Ach nee, das ist ein anderes Problem. Aber generell: Menschen, die grade gerne angesprochen werden und Menschen, die ihre Ruhe haben möchten.

Oder Menschen, die auf Männer stehen und Menschen, die auf Frauen stehen...
(*Nachtrag, 2014: Das find ich inzwischen doof. So einfach ist das nicht, und ich will auch keine Hüte anbieten, die nahelegen, es wäre so einfach oder sollte so einfach sein.)

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und die Welt würde soviel einfacher (bis auf das Hutmanagement).
Und BUNTER.
;-)

Freitag, 28. Januar 2011

Werkstattgespräche

Heute mal ein anderes, auf eine andere Weise aufwühlendes:

Ein alter Kunde (im doppelten Sinne: Sowohl langjähriger als auch fast 90jähriger) kommt nach Monaten mal wieder vorbei. Er sieht deutlich älter aus als beim letzten Mal.

madove: "Ach hallo, Herr P.! Wie gehts?"
Herr P.: "Danke der Nachfrage. Es ist alles ein bißchen schwierig. Wissen Sie, die Augen. Ich kann fast nichts mehr sehen. Und das geht so einfach nicht mehr. Ich löse jetzt meine Wohnung auf und ziehe in eine Einrichtung."
madove: "Oh, das tut mir leid. Ist dann vielleicht besser so."
Herr P.: "Ja, es geht halt nicht anders. Wissen Sie, ich habe immer allein gelebt und alles selber gemacht, da fällt mir so ein Schritt schon schwer. Aber man ist ja vernünftig.
(Zögert kurz)
Und wissen Sie, ich habe mir ein schönes Rasiermesser gekauft (klopft stolz auf seine Manteltasche). Ich schau mir das jetzt mal an, wie ich mich da so fühle in dem Heim. Und wenn mir das keinen Spaß macht, ... meine Kehle find ich auch ohne zu sehen (lacht verschmitzt).
madove: "." (versucht erfolglos, ein angemessenes Geräusch zu machen)
Herr P.: "Aber warum ich gekommen bin: Ich habe noch ein paar Werkzeuge und Materialien, die Sie vielleicht brauchen können - darf ich Ihnen die nächste Woche vorbeibringen?"

Samstag, 22. Januar 2011

alle Jahre wieder...

... oder auch zweimal im Jahr ist Semmelknödeltag.
Immer, wenn die gesammelten Trockenbrotreste die magische 300g-Grenze aus dem Dr.-Oetker-Schulkochbuch überschritten haben :o).

Zur Zeit ist der MannTM viel zuhause, also kocht fast immer er oder wir bauen kurz irgendwas Unkompliziertes zusammen, da hat es mir heute mal wieder richtig Spaß gemacht, in Ruhe was bißchen Aufwändigeres zu kochen...

Freitag, 21. Januar 2011

Böse Drohung

Die Atmosphäre meiner Werkstatt lädt immer wieder Kunden zum Plaudern ein, vor allem auch, weil darunter (also nicht unter der Werkstatt, sondern unter den Kunden) viele ältere alleinstehende Herrschaften sind. Ich bin also an längliche Schilderungen des Alltags, der Fußpflege, der Enkel oder der Kriegsjahre gewöhnt. Aber das Ritual sieht normalerweise schon vor, daß eine Art Dialogform eingehalten wird, ich also zumindest alibihaft in das Gespräch einbezogen werde und überprüft wird, ob ich daran Interesse habe. Meine Reaktion wird dann nach Belieben ausgelegt, aber das ist etwas anderes.

Diese Szene stellte aber nochmal eine Steigerung dar:
Eine ältere, mir unbekannte Dame betritt meine Werkstatt.
Kundin: "Guten Tag, gibt es hier [X]?"
madove: "Nein, ich biete nur [Y] an."
Kundin: "Oh, ach so. Das ist auch gut zu wissen, dann komme ich demnächst wegen [Y] vorbei." (nimmt ihre Handtasche und wendet sich zum Gehen)
madove: "Ja gerne. Ein schönes Wochenende noch."
Kundin (bleibt stehen, dreht sich nochmal um und verkündet):
"Wissen Sie, ich bin in [A] geboren, und dann in [B] aufgewachsen. Mein Mann kommt aus [C]. Im Moment mache ich [D]. Ich habe viele interessante Sachen erlebt. Demnächst komme ich vorbei und erzähle sie Ihnen. Auf Wiedersehen!" (geht)

Müßig zu erwähnen, daß A, B, C und D in keiner Beziehung zu mir stehen und ich nichts getan habe, um die Dame zu ermutigen. Und jetzt mit großer Angst diesem "Demnächst" entgegensehe...

Montag, 17. Januar 2011

Aua

Wie geht man eigentlich damit um, wenn Freunde in die Krallen irgendwelcher Multilayermarketing-Sekten geraten sind und einem plötzlich und unvermittelt nicht nur irgendwelche absurd überteuerte Kosmetik, sondern auch eine grandiose Nebenverdienstchance anbieten?

Okay, G. ist vielleicht kein Freund, sonder "nur" ein ehemaliger Kollege des MannesTM, aber er ist einer von diesen Leuten, die einfach so sympathisch und nett und gute Laune machend sind, daß man furchtbar gerne mit ihnen befreundet wäre und sie die ganze Zeit knuddeln will. Leider hat sich für uns noch nie die Gelegenheit ergeben, irgendwie haben wir zu wenig mit ihm zu tun gehabt, und bei gelegentlichen Treffen sind wir über Smalltalk nicht rausgekommen, auch weil er glaubich ein guter, lieber, aber relativ ...einfacher... Mensch ist.

Lange nichts mehr von ihm gehört.
Gestern hat er angerufen, er sei morgen in der Stadt und würde vorbeischauen. Ich war schon traurig, ihn nicht sehen zu können, was sich aber im Nachinein als Segen herausgestellt hat: Nach Feierabend fand ich zuhause den MannTM vor, ziemlich verstört in einem großen Haufen hochglänzender Heilsversprechen blätternd und mir versichernd, daß G. wirklich daran glaubt. Und sich nur gemeldet hat, um uns von dieser wunderbaren Chance zu überzeugen.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Ich krieg mich nicht wieder ein...

Starke Eindrücke verarbeitet man doch am besten, in dem man sie mit anderen Menschen
teilt, oder?... also wenn ich das auch poste, kann ich vielleicht aufhören zu lachen:

Heimtückisch will die Unesco die Menschheit homosexualisieren.
Das zumindest glauben offenbar ein spanischer Bischoff
und der "Familienminister" des Vatikans.

[zeit.de, zuerst gefunden über Samuel]

Und zwar soll, so verkündet Demetrio Fernández Gonzáles, bis in 20 Jahren die Hälfte der Weltbevölkerung homosexuell gemacht werden.
Weil irgendein der "Ideologie der Geschlechtergleichheit" entsprungenes Programm der Unesco das Ziel habe, dass „Menschen nicht mehr als Mann oder Frau auf die Welt kommen, sondern ihr Geschlecht je nach Laune wählen“ können. Wenn er mir jetzt noch erklärt, was das, wenn es denn so wäre, mit Homosexualität zu tun hätte...

Dazugekommen

Huch, eigentlich gibt...
Huch, eigentlich gibt es das Blog doch schon gar nicht...
madove - 27. Jun, 16:07
Ein Lebenszeichen! Wie...
Ein Lebenszeichen! Wie schön!
Conradin - 25. Jun, 21:58
Hach, Gesprächsfetzen....
Hach, Gesprächsfetzen. <3 Mein Radio.
rebekka (Gast) - 2. Sep, 20:43
Echt?
Mal testen. Hm.
David (Gast) - 27. Mai, 17:24
yeeeeey
ich bin gerade so strahlefroh!! geil, dass das ein...
tonja (Gast) - 8. Mär, 15:46
Das ist ja schon witzig......
Das ist ja schon witzig... Du hast wirklich sehr sehr...
madove - 19. Jan, 22:00

Über mich

"Ma dove?" ist italienisch und heißt "Aber wo?".
Der "Name" ist eigentlich zufällig an mir hängenge-blieben, paßt aber bestechend:
Ich suche.
Den Sinn des Lebens, meinen Platz in der Welt, meinen eigenen Stil, und eigentlich ständig meinen Schlüsselbund. Bislang mit mäßigem Erfolg, aber unverdrossen.
Um herauszufinden, was ich denke, lese ich gerne hier nach. Dafür muß ich es aber erst schreiben.
Daher das blog.


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